Gedenktafel-Enthüllung Concordiaplatz, 29. August 2024

Am 29. August 2024 wurde vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek, eine Gedenktafel am Gebäude Concordiaplatz 1, 1010 Wien enthüllt, die auf die NS-Geschichte des Gebäudes hinweist.

Im Rahmen der feierlichen Enthüllung sprachen neben dem Bundesminister, die Abgeordnete zum Nationalrat Mag.a Eva Blimlinger, Mag. Mathias Lichtenwagner als Vertreter des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ und Magdalena Bauer, MA vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW).

Das Ensemble der Gardemusik Wien spielte das Moorsoldatenlied.

Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) schickte dazu eine OTS aus.

Gerichtsherren-Standort Concordiaplatz 1

Das Gebäude am Concordiaplatz 1 diente während des Zweiten Weltkriegs als Dienstort des “Kommandeurs der Panzertruppen XVII” und war somit Teil des Netzwerks der nationalsozialistischen Militärjustiz. Heute befindet sich hier ein Amtsgebäude des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF).

Concordiaplatz 1, 1010 Wien, September 1942 (Bild: HMW, Sammlung Wien Museum)
Concordiaplatz 1, 1010 Wien, September 1942 (Bild: HMW, Sammlung Wien Museum)
 
Geschichte vor 1938
Das Gebäude wurde ca. 1880 von Wilhelm Stiassny auf dem Grund des alten K.K. Arsenals errichtet, das sich bis ca. 1860 an dieser Stelle befand. Stiassny war Architekt und Lokalpolitiker, sowie lange Jahre im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien tätig. Er plante Kultstätten, wie die alte israelitische Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs, war beteiligt an der Gesellschaft zur Sammlung jüdischer Kulturgüter, die das Jüdische Museum gründete und war international für seine Synagogenbauten bekannt, u.a. der “Polnischen Schul” im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Der Concordiaplatz 1 stand laut dem Grundbuch durchgehend im alleinigen Eigentum eines Herrn Albrecht Marquis von Hohenkubin. Zeitgleich zur Gebäudeerrichtung wurde der Concordiaplatz angelegt und nach dem Schriftstellerverein Concordia benannt, der in der nahegelegenen Werdertorgasse seinen Sitz hatte.
 
Verwendung durch Wehrmacht und NS-Militärjustiz
In Österreich gab es bis zum “Anschluss” an das Deutsche Reich im März 1938 keine Militärjustiz. Diese war als Errungenschaft von 1918 in der Ersten Republik abgeschafft worden und auch dem Austrofaschismus gelang keine Wiedereinführung. Nach dem “Anschluss” 1938 stand die Wehrmacht (und ihre Justiz) vor dem Problem, einerseits geeignete Räumlichkeiten für die NS-Militärjustiz zu akquirieren und andererseits, geeignetes Personal zu finden und rasch auszubilden. Für den Aufbau der NS-Militärjustiz in Wien war 18 Monate Zeit. Bis zum Überfall auf Polen war dieser Prozess abgeschlossen. Die Wehrmachtsjustiz hatte sich etabliert und zahlreiche Standorte bezogen, darunter mehrere Gerichtsstandorte, Haftanstalten und Hinrichtungsorte für die Exekution von Todesurteilen gegen Soldaten und Zivilist:innen. Während des Krieges wurde das Netzwerk der NS-Militärjustiz in Wien weiter ausgebaut und war schlussendlich an zwei Dutzend Standorten aktiv. Die NS-Militärjustiz verhängte während des Zweiten Weltkriegs mehr als 30.000 Todesurteile, darunter gegen Soldaten, Kriegsgefangene und Zivilist:innen, insbesondere aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten in ganz Europa. Die meisten Todesurteile ergingen gegen Deserteure und “Wehrkraftzersetzer”. Viele tausend weitere Soldaten starben nach kriegsgerichtlichen Urteilen in sogenannten Bewährungseinheiten an der Front.
Faksimile, Ermittlungsakt gegen J. B., vom Juli 1943 
(Aktenquelle: ÖSTA/DWM/Ger)
Faksimile, Ermittlungsakt gegen J. B., vom Juli 1943
(Aktenquelle: ÖSTA/DWM/Ger)

Spätestens ab 1943 bezog der Kommandeur der Panzertruppe XVII den Standort Concordiaplatz, was sich nicht zuletzt aus den ab diesem Zeitpunkt hier unterzeichneten Urteilen ablesen lässt. Aus der Zeit existieren zudem Aufnahmen des Gebäudes, die es als militärisch gesichert und bewacht zeigen. Die Zahl XVII bezieht sich auf den Wehrkreis XVII, der in etwa aus den heutigen Bundesländern Wien, Nieder- und Oberösterreich bestand. Bei diesem Verband handelte sich um einen Verband des Ersatzheeres, zuständig für Rekrutierung, Ausbildung und Versorgung. Über die Menge an Verfahren – und damit auch die Menge der Todesurteile – lassen sich in Ermangelung von Forschung zu diesem Standort bzw. diesem Verband aus heutiger Sicht keine gesicherten Angaben machen.

 
Die NS-Militärjustiz und seine Gerichtsherren
Für das Verständnis der Struktur der NS-Militärjustiz ist entscheidend, dass es ab 1939 keinen Instanzenzug gab. Das bedeutet, dass Berufungen nicht möglich waren, Gnadengesuche in der Regel aussichtslos waren und alleine der übergeordnete Gerichtsherr ausschlaggebend war. Kommandanten, also die tatsächlichen Befehlshaber der Streitkräfte, waren auf zweierlei Weise zentral in die Gerichtsbarkeit eingebunden: Erstens als alleinige Autorität in der Disziplinarstrafordnung, da der Kommandant der jeweiligen Einheit sowohl im Krieg als auch im Frieden weitreichende Straf- und Disziplinierungsbefugnisse hatte. Zweitens prüfte der Kommandant der Einheit alle Gerichtsurteile der ihm untergeordneten Gliederungen.
 
Der Gerichtsherr war in der Strafgerichtsbarkeit “Herr des Verfahrens” und “Träger der Gerichtsbarkeit”. Der Gerichtsherr leitete das Verfahren ein, wies es Gericht und Richter zu und prüfte die ergangenen Entscheidungen. Ein Richter des mit der Ermittlung und Verhandlung betrauten Gerichtes erstellte dem Gerichtsherrn dazu ein Rechtsgutachten. Der Gerichtsherr hatte anschließend die Möglichkeit, das Urteil aufzuheben, zu bestätigen, neu verhandeln zu lassen oder an eine übergeordnete Stelle weiterzuleiten. Dem Gerichtsherrn bot sich damit großer Handlungsspielraum.
 
Schon vor dem Prozess bestimmte der Gerichtsherr Ankläger, Richter und Verteidiger und übte auch auf diese Weise massiven Einfluss auf das Verfahren aus. Bei schwereren Delikten wurden in den Prozess auch höhere Führungsebenen beigezogen.
 
Die NS-Militärjustiz war für alle Soldaten (einschließlich der Luftwaffe und Kriegsmarine), Wehrmachtsbeamt:innen, Wehrpflichtigen im Beurlaubtenstand (“Heimaturlaub”), Verwundeten während der Genesung, nichtmilitärischen Angehörigen einer Dienststelle sowie in Kriegszeiten Personen des Gefolges, Kriegsgefangenen und, in besonderen Fällen, auch für Zivilist:innen, zuständig. Somit wurden auch Frauen systematisch zu Opfern der NS-Militärjustiz.
 
Fallbeispiel
Am 14. Juni 1943 meldete die Bahnhofswachkompanie am Pressburgerbahn-Bahnhof (heute Wien Mitte) an die Streifenabteilung Groß-Wien und deren Kommandeur, beide in der Rossauerkaserne, dass sie an diesem Tag B. am Bahnhof festgenommen haben. Die Verhaftung wurde der Wehrmachtskommandantur Wien, Abt. Ib/D, Universitätsstraße, gemeldet und B. von dieser Abteilung am 15. Juni verhört, wobei unklar bleibt, wo dieses Verhör stattfand. Zur Auswahl stehen mehrere Wehrmachtsuntersuchungsgefängnisse, die Rossauerkaserne oder der Standort der Wehrmachtskommandantur Wien in der Universitätsstraße 7.
 
Im Verhör gab B. an, nach seinem Urlaub seine Einheit, die nun in Mödling war, nicht gefunden zu haben. Daraufhin habe er seinen Urlaubsschein so manipuliert, dass er zwei Wochen länger Urlaub hatte. Das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis X (Wien, Favoriten) meldete am 16. Juni 1944, dass B. am Vortag eingeliefert worden sei. Das Verfahren endete mit mehreren Monaten Gefängnis, das zur Frontbewährung ausgesetzt wurde, wobei vier Wochen Arrest im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis II (Wien, Leopoldstadt) abzuleisten waren. Das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis II meldete an das Gericht: Wehrmachuntersuchungsgefängnis Wien, Zweigstelle Wien II, Albrechtskaserne St.L. I 145/43 Wien, den 8. Juli 1943
 

An das Gericht der Division 177, Wien VI. Es wird mitgeteilt, dass Gefr. B. Joh., 1.Pz.Ers.Ausb.Abt. 4, Wien Mödling, am 7. Juli, 18:00 Uhr zur Strafverbüssung in das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis eingeliefert wurde. Strafbeginn: 1.Juli, 0:00, Strafende: 28.Juli, 24:00, Strafe: 4 Wochen gesch. Arrest.

Danach wurde B. zur Frontbewährung einer Einheit zugeteilt. Beim Bestätigungsverfahren des Urteils, das im Rundlauf vom Gericht zur Einheit, weiter zum Gerichtsherrn und zurück zum Gericht geht, zeichnete das Urteil ein “Kommandeur der Panzertruppen XVII”, Concordiaplatz 1 ab.

Quelle: Verfahren I 155/43 vor dem Gericht der Wehrmachtskommandantur Wien und I 557/1943 vor dem Gericht der Division 177. In: ÖStA/AdR, DWM/Gerichtsakten Div. 177, Kt. 4, Akt 90
 
Aufarbeitung und Gedenken
Lange Zeit spielte die Darstellung der Gebäudegeschichte mit Bezug auf die Verwendung während des Nationalsozialismus für die das Gebäude nützenden Ministerien keine Rolle. Die Verwendung des Gebäudes durch die Wehrmacht für Zwecke der Militärjustiz und der Organisation der nationalsozialistischen Angriffskriege wurden von Seiten der Ministerien nicht öffentlich thematisiert. Seit den 2010er Jahren kommt es zu einem schrittweisen Umdenken: Die Ministerien setzen sich zunehmend umfassender mit der eigenen Gebäudegeschichte auseinander.
 
Am 29. August 2024 wurde vom Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek, eine Gedenktafel am Gebäude enthüllt, die die NS-Geschichte des Gebäudes detailliert darstellt.
BMBWF/©eap.at 

Gedenktafel-Enthüllung Hohenstaufengasse, 12. Jänner 2024

Am 12.1.2024 wurde am Gebäude des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) von Vizekanzler und Bundesminister Werner Kogler in Anwesenheit der Bundesminister:innen Alma Zadić und Johannes Rauch, der zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures, sowie Bezirksvorsteher Markus Figl, eine Gedenktafel enthüllt, die auf die NS-Geschichte des Gebäudes verweist.

Im Rahmen der feierlichen Enthüllung spielte das Ensemble der Gardemusik Wien das Moorsoldatenlied.

Das BMKÖS schickte im Vorfeld eine OTS aus. Der ORF berichtete.

Die Veranstaltung wurde vom Bundesministerium in Kooperation mit dem Personenkomitee »Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz« durchgeführt.

Gedenktafel “Ehemaliger Gerichtsstandort der nationalsozialistischen Militärjustiz”, Hohenstaufengasse 3, 1010 Wien

Symposium im Regierungsgebäude Stubenring am 23.1.2023

Am 23.1.2023 wurde vor dem Regierungsgebäude am Stubenring eine Gedenktafel von Bundesminister:innen Alma Zadić, Johannes Rauch, Norbert Totschnig und Martin Kocher enthüllt.

Das Symposium begleitete die Enthüllung der Gedenktafel inhaltlich und richtete sich an Wissenschafter:innen, Journalist:innen und vor allem an jene, die tagtäglich in diesem Gebäude arbeiten. Beim Symposium referierten Expert:innen zur Geschichte des Gebäudes und dem Wirken der NS-Militärjustiz in Wien.

Programm:

Eröffnung durch Johannes Rauch, Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

1. Referat: “Nationalsozialistische Verfolgung von Deserteuren und anderen Verweigerern” von Univ.-Prof.in Dr.in Maria Fritsche, Historikerin; derzeit Professorin an der Norwegian University of Science and Technology (NTNU), Trondheim/Norwegen.

2. Referat: “Das Regierungsgebäude am Stubenring als Zentrum der Verfolgung” von Mag. Mathias Lichtenwagner, Politikwissenschaftler; arbeitet für die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG Wien) im Bereich Kunstrückgabe.

3. Referat: “Handlungsspielräume von Gerichtsherren und Richtern” verfasst von Dr. Magnus Koch, derzeit Leiter des Arbeitsbereichs „Ausstellungen und Geschichte“ bei der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, Hamburg, Deutschland. Kurator der Wanderausstellung „‚Was damals Recht war …‘ – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“. Vorgetragen wurde das Referat von Leonhard Srajer.

4. Referat: “Opferfürsorge und Rehabilitierung” von Dr.in Brigitte Bailer, vormals Leiterin des Dokumentationsarchivs des Österreichischen
Widerstandes (DÖW). Arbeiten u.a. zu Nationalsozialismus, Verfolgung, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rückstellungs- und Entschädigungsgesetzgebung.

Moderation: Mag.a Maria Sterkl, DER STANDARD

Konzeption des Symposiums durch das „Personenkomitee ‚Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz‘“ und durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz gefördert.

Gedenktafel-Enthüllung Stubenring, 23. Jänner 2023

Am 23.1.2023 wurde vor dem Regierungsgebäude am Stubenring eine Gedenktafel von Bundesminister:innen Alma Zadić, Johannes Rauch, Norbert Totschnig und Martin Kocher enthüllt. Die Veranstaltung wurde vom Sozialministerium finanziert und vom Personenkomitee »Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz« durchgeführt.

Mehrere Pressevertreter:innen, u.a. der ORF war anwesend. Sowohl in der ZIB 1 als auch ZIB 2, sowie im Journal Panorama auf Ö1 wurde berichtet. Das Sozialministerium schickte im Vorfeld eine OTS aus.

Im Anschluß an die Enthüllung der Gedenktafel fand ein Symposium im Regierungsgebäude statt.

Gericht der Division 177, Standort Stubenring

Gericht der Division 177, Standort Stubenring

Im ehem. Kriegsministerium (heutiges Regierungsgebäude) am Stubenring 1, befanden sich 1938 bis 1945 eine ganze Reihe von für die Etablierung der Wehrmachtsjustiz wichtige Stellen und Gerichte. In diesem Gebäude wurde das Netzwerk der NS-Militärjustiz in Österreich und Wien aufgebaut und über sieben Jahre lang betrieben.

Die deutsche Wehrmacht bezieht im März 1938 das ehemalige Kriegsministerium am Stubenring (Bild: Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung/Albert Hilscher)

Die deutsche Wehrmacht bezieht im März 1938 das ehemalige Kriegsministerium am Stubenring (Bild: Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung/Albert Hilscher)

 
Geschichte vor 1938
Das Gebäude wurde 1913 als k.u.k. Reichskriegsministerium errichtet und blieb auch nach der Ausrufung der Republik im Herbst 1918 in militärischer Verwendung. Als „Liquidierendes Kriegsministerium“ war es für die Demobilisierung der k.u.k. Armee und danach als „Staatsamt für Heereswesen“ für den Aufbau des Bundesheers der Ersten Republik verantwortlich. Im Jahr 1924 nahm die Radio-Verkehrs AG (kurz RAVAG), die erste österreichische Rundfunkgesellschaft, ihren Betrieb auf. Während des Austrofaschismus stand der Stubenring 1 einige Male im Brennpunkt österreichischer Politik, unter anderem wurde hier Kurt Schuschnigg zum Nachfolger des ermordeten Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß ernannt.
 
Nach dem „Anschluss“
Mit 1. April 1938 zogen das Generalkommando des XVII. Armeekorps (A.K.) und die Kommandantur des Wehrkreises XVII mit ihren jeweiligen Stäben und Abteilungen – darunter das Gericht des XVII. A.K. – in das ehemalige Kriegsministerium ein. Die Juristen am Stubenring etablierten in kurzer Zeit eine politisch willfährige Justiz und schworen Richter, Justizbeamte und Offiziere auf die kommenden Eroberungskriege und den Vollzug der neuen Rechtsordnung ein.
 
Briefkopf des Gerichts der Division 177, Standort Stubenring (Quelle: DÖW)

Briefkopf des Gerichts der Division 177, Standort Stubenring (Quelle: DÖW)

Aufbau der NS-Militärjustiz
In Österreich standen 18 Monate zur Verfügung, um eine Militärjustiz zu etablieren und diese entsprechend auf die Kriegserfordernisse vorzubereiten. Das Gericht des XVII. A.K. trug dabei die Hauptverantwortung. Die Berufungsinstanz wurde zweckentfremdet und in ein Konditionierungs- und Radikalisierungsinstrument umgebaut.
 
Nach Kriegsbeginn im September 1939 wurde das Gericht der Division 177 am Stubenring 1 etabliert. Außerdem hatten der Oberstkriegsgerichtsrat des Dienstaufsichtsbezirks 4 im Gebäude seinen Dienstort, weiters der Sachbearbeiters für den Reichkriegsanwalt und die Korps- bzw. Divisions-Stab und -Kommandantur in ihrer Funktion als Gerichsherren.
 
Der Platzbedarf des Gerichtes der Division 177 war mit Sicherheit hoch, da es erstinstanzlich urteilte und daher auch alle weiteren Verfahrensschritte – bis hin zur Korrespondenz mit Wehrmachtgefängnissen und Feldstrafgefangenenabteilungen über den Strafvollzug – zu überwachen hatte. Es ist anzunehmen, dass die Einrichtung eines zweiten Gerichtsstandortes am Loquaiplatz zwischen 1940 und 1942 dem immer dramatischer werdenden Platzmangel am Stubenring geschuldet war, während die Übersiedlung einer Abteilung des Gerichtes in die Hohenstaufengasse wohl durch die Konzentrierung auf die Verfolgung der sogenannten Selbstverstümmlerseuche begründet wurde.
 
Der ebenfalls am Stubenring 1 angesiedelte Oberstkriegsgerichtsrat des Dienstaufsichtsbezirks (DAB) 4 war in Gerichtsbelangen für die Wehrkreise XVII und XVIII zuständig. Er koordinierte den Aufbau der NS-Militärjustiz in den Wehrkreisen XVII und XVIII, wozu nicht nur die Klärung und Organisation von Abläufen und Zuständigkeiten zählte, sondern auch die Auswahl, Bestellung und Zuteilung von Richtern. Im ersten Halbjahr 1943 war der Oberstkriegsgerichtsrat im DAB 4 für mindestens fünf Gerichte und über 60 Richter in sieben Städten zuständig.
 
Generäle des österreichischen Bundesheeres werden 1938 im Marmorsaal des Kriegsministeriums, der später dem Gericht als Verhandlungssaal diente, in die Wehrmacht übernommen und vereidigt. (Bild: Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung/Albert Hilscher)

Generäle des österreichischen Bundesheeres werden 1938 im Marmorsaal des Kriegsministeriums, der später dem Gericht als Verhandlungssaal diente, in die Wehrmacht übernommen und vereidigt. (Bild: Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung/Albert Hilscher)

Reichskriegsgericht und Gerichtsherren
Das Reichskriegsgericht (RKG) verfügte über eine fix bestellte Reichskriegsanwaltschaft unter einem Oberreichskriegsanwalt. Vorarbeiten und -erhebungen zu RKG-Verfahren betreffend die Wehrkreise XVII und XVIII vor dem RKG wurden in Wien erledigt. Dabei kamen verschiedene Richter als (Rechts-)Gutachter und Untersuchungsführer zum Einsatz.
 
Am Stubenring 1 residierten weiters die Befehlshaber – und damit die Gerichtsherren – des Wehrkreises XVII. Diese Funktion wurde zwischen 1938 und 1945 von vier Generalen ausgeübt – Werner Kienitz, Otto von Stülpnagel, Alfred Streccius und Albrecht Schubert.
 
Als letzte Behörde, die am Stubenring 1 mit der Verfolgung von militärischen Delikten befasst war, ist die Abwehrstelle XVII (ASt XVII) zu nennen, die als militärischer Geheimdienst eigentlich für Spionageabwehr zuständig war und im 4. Stock untergebracht war. Sie brachte Verfahren ins Rollen, indem sie verdächtige Wehrmachtsangehörige bei der Wehrmachtsstreife oder direkt bei Gericht anzeigte, und gab im weiteren Verlauf dieser Verfahren auch politische Einschätzungen zu den Beschuldigten ab.
 
Der „heldenhafte Offizierswiderstand“ am Stubenring
Das ehemalige Kriegsministerium spielte sowohl bei der Operation „Walküre“ als auch bei den späteren Aktionen „Herbstlaub 44“ und „Radetzky“ des militärischen Widerstands eine Rolle. Nach dem Scheitern von „Walküre“ (also der geplante Putsch nach einem gelungenen Attentat auf Adolf Hitler) konzentrierte man sich auf die von Major Carl Szokoll, Ordonnanzoffizier beim Stv. Generalkommando des XVII. A.K. am Stubenring 1, für Herbst 1944 (daher der Name „Herbstlaub 44“) erwartete Befreiung durch die Alliierten. Daraus wurde aber nichts, und so sandte Szokoll Anfang April 1945 im Rahmen der „Operation Radetzky“ seinen Vertrauten, Oberfeldwebel Ferdinand Käs, zur Roten Armee, um Unterstützungsmöglichkeiten bei der bevorstehenden Besetzung Wiens zu besprechen. Die Kollaboration wurde jedoch verraten, SD und SS stürmten den Stubenring – das vermeintliche Zentrum des militärischen Widerstands – und die Rote Armee musste Wien allein befreien.
 
Befreiung 1945
Der Stubenring 1 war schon im März 1945 von einer Bombe getroffen worden und wurde in den letzten Kriegstagen auch noch Opfer eines Großbrandes. Dennoch koordinierte das Wehrkreiskommando von hier aus in Absprache mit der Stadtkommandantur in der Universitätsstraße 7 die Verteidigung der Stadt und die Evakuierungsmaßnahmen der Wehr- macht.
 
Nach 1945
Das Gebäude wurde 1946 an die Republik zurückgestellt. Es war so schwer beschädigt, dass man eine Komplettabtragung erwog aber verwarf. Die Wiederherstellung und Erweiterung des Bauwerkes um zwei Etagen dauerte drei, die Rekonstruktion der Inneneinrichtung weitere zehn Jahre. Schließlich entpuppte sich das Haus als zu groß für die militärischen Bedürfnisse der Zweiten Republik, weshalb das Amt für Landesverteidigung, die Übernahme ablehnte. Der Gebäudekomplex steht heute im Besitz des Wirtschaftsministeriums, wird von der Burghauptmannschaft Österreich verwaltet und dient, drei Bundesminister:innen als Amtssitz.
 
Aufarbeitung und Gedenken
Lange Zeit spielte die Darstellung der Gebäudegeschichte mit Bezug auf die Verwendung während dem Nationalsozialismus für die das Gebäude nützenden Ministerien keine Rolle. Anschluss, Funktion für die Miltärjustiz oder für die nationalsozialistischen Angriffskriege kamen nicht vor. Seit 2010er Jahren kommt es zu einem schrittweisen Umdenken – Ministerien stellen sich der Gebäudegeschichte umfassender. Am 23. Jänner 2023 wurde durch die Bundesminister:innen Alma Zadić, Johannes Rauch, Norbert Totschnig und Martin Kocher eine Gedenktafel am Gebäude enthüllt, die die NS-Geschichte des Gebäudes umfassend darstellt.
 
 Seit Jänner 2023 hängt eine Gedenktafel am Regierungsgebäude Stubenring (Bild: Lorenzo Vincentini)

Seit Jänner 2023 hängt eine Gedenktafel am Regierungsgebäude Stubenring (Bild: Lorenzo Vincentini)

Intervention: Orte und Opfer der NS-Militärgerichtsbarkeit in Wien

Stadtrundgang und Podiumsdiskussion, gemeinsame Veranstaltung des Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ und des Vienna Wiesenthal Institut (VWI)

Wann & Wo (Rundgang): Sonntag, 29. Mai 2022, 13:00, Stubenring 1

Wann & Wo (Diskussion): Sonntag, 29. Mai 2022, 16:00, Hohenstaufengasse 3

Ankündigungstext:

Am 21. Oktober 2009 beschloss der Nationalrat mit den Stimmen von Grünen, ÖVP und SPÖ ein Gesetz, mit dem Wehrmachtsdeserteure und andere Opfer der NS­-Militärjustiz pauschal rehabilitiert wurden. Dafür waren gesellschaftliche und politische Debatten ausschlaggebend, die in den späten 1990er-Jahren ihren Ausgang nahmen, eine umfassende gesellschaftliche Diskussion über die NS­-Militärgerichtsbarkeit und ihre Opfer anregten und neben der Rehabilitierung auch in der 2014 erfolgten Errichtung des Denkmals für die Verfolgten der NS-Militärjustiz am Wiener Ballhausplatz mündeten.

Bei einem Stadtrundgang wollen sich das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) und das Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ den Orten nationalsozialistischer Militärgerichtsbarkeit in Wien widmen: Wo waren die Orte der Verfolgung, wo wurden Todesurteile und Folterungen angeordnet, wie wird vor Ort daran erinnert? Des Weiteren wollen die Veranstalter im Rahmen des Rundgangs der Frage nachgehen, wie Simon Wiesenthal, der zeitlebens einen Blick auf ‚andere‘ Opfergruppen abseits politischer und rassistischer Verfolgung hatte, zu Deserteuren und deren Rehabilitierung stand.

Im Anschluss an den Rundgang wird in einer Podiumsdiskussion mit Vertreter:innen aus den Feldern der Wissenschaft, Politik, Medien und Kultur diskutiert, ob mit Denkmal und Rehabilitierung alles erreicht ist.

Stadtrundgang

Treffpunkt: 13:00 Uhr

1., Stubenring 1, Regierungsgebäude (Sitz mehrerer Ministerien)
Terezija Stoisits: Begrüßung
Philipp Rohrbach: Einführung
Mathias Lichtenwagner: Das heutige Regierungsgebäude als Zentrum der Wiener Wehrmachtsjustiz vom „Anschluss“ 1938 bis zur Befreiung 1945

1., Franz-Josefs-Kai/Ecke Dominikanerbastei, Bundesministerium für Landesverteidigung
Ela Hornung-Ichikawa: Zentralgericht des Heeres Wien: Verfolgungspraxis – Wehrkraftzersetzung – Denunziation

1., Rabensteig 3, Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Philipp Rohrbach: Simon Wiesenthals Haltung zu Desertion. Eine Spurensuche im Archiv des VWI

1., Hohenstaufengasse 3, Bundesministerium für Kunst, öffentlichen Dienst und Sport
Thomas Geldmacher: Jäger der verlorenen Mannszucht – Karl Everts’ „Selbstverstümmler“-Abteilung in der Hohenstaufengasse 3

1., Ballhausplatz 2, Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz
Peter Pirker: Deserteure in der politischen Debatte – der Weg zur Rehabilitierung und zum Denkmal

Podiumsdiskussion:
Deserteure aus der Wehrmacht: Aufarbeitung, Rehabilitierung, Denkmal – alles erreicht?

Beginn: 16.00 Uhr

1., Hohenstaufengasse 3

Veronica Kaup-Hasler (Amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft) (angefragt)
Eva Blimlinger (Abgeordnete zum Nationalrat)
Claudia Kuretsidis-Haider (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands)
Thomas Geldmacher (Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“)
Peter Pirker (Universität Innsbruck)
Moderation: Nina Horaczek (Falter Chefreporterin)

Anmeldung unter anmeldung@vwi.ac.at bis 28. Mai 2022, 12.00 Uhr

Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2021

Aus der Einladung für die jährliche Gedenkfeier in Kagran:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, es ist wieder einmal Nationalfeiertag, also treffen wir uns, wie jedes Jahr, zu unserer mittlerweile bereits traditionellen Gedenkveranstaltung
in Kagran.

Nie wieder Gleichschritt!

20. Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz

Das Personenkomitee »Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz«
lädt herzlich zur 20. Gedenkveranstaltung »Nie wieder Gleichschritt!« an
der ehemaligen Hinrichtungsstätte auf dem Gelände des Militärschießplatzes Kagran ein. Dort starben zwischen 1938 und 1945
Hunderte wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilte Wehrmachtsoldaten im Kugelhagel von Exekutionskommandos. Wir treffen uns zum Gedenken an alle ungehorsamen Soldaten und ZivilistInnen, die von Wehrmacht und SS ermordet wurden.

Zeit: Di., 26. Oktober 2021, 11 Uhr
Ort: Gedenkstein im Donaupark

Programm:

  • Begrüßung durch Thomas Geldmacher, Obmann des Personenkomitees
  • Rede von Eva Blimlinger, Abgeordnete zum Nationalrat (Die Grünen) – Redetext

 

Eva Blimlinger hat den Text ihrer Rede freundlicherweise zur Verfügung gestellt damit er hier veröffentlicht werden kann, vielen Dank: Redetext Eva Blimlinger

 

Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2020

Aus der Einladung für die jährliche Gedenkfeier in Kagran:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
es wird ein trauriger Nationalfeiertag in Kagran. Die erste Gedenkveranstaltung ohne Richard Wadani.

Und dennoch gilt: Nie wieder Gleichschritt!
19. Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz

Das Personenkomitee »Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz« lädt herzlich zur 19. Gedenkveranstaltung »Nie wieder Gleichschritt!« an der ehemaligen Hinrichtungsstätte auf dem Gelände des Militärschießplatzes Kagran ein. Dort starben zwischen 1938 und 1945 Hunderte wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilte Wehrmachtsoldaten im Kugelhagel von Exekutionskommandos. Wir treffen uns zum Gedenken an alle ungehorsamen Soldaten und ZivilistInnen, die von Wehrmacht und SS ermordet wurden.


Zeit: Mo., 26. Oktober 2020, 11 Uhr
Ort: Gedenkstein im Donaupark

Programm:

– Thomas Geldmacher, Obmann des Personenkomitees 

– Niki Kunrath, Abgeordneter zum Wiener Gemeinderat und Landtag (Die Grünen)

– Albert Dlabaja, Musik

Mitschnitt der Gedenkfeier (Radio Orange, 94.0, Wiens freies Radio):

Fotos von der Gedenkfeier (Niki Kunrath):

Aktion/Vortrag: Wehrmachtsdeserteure & Partisan*innen in Kärnten/Koroška: Dank und Anerkennung dem antifaschistischen Widerstand

Am 10. Juni 2020 veranstaltete der Klub slowenischer Studentinnen und Studenten in Wien / Klub slovenskih študentk in študentov na Dunaju (KSŠŠD) beim Deserteursdenkmal eine Aktion samt Vortrag. Aus der Einladung zur Veranstaltung:

Wehrmachtsdeserteure & Partisan*innen in Kärnten/Koroška: Dank und Anerkennung dem antifaschistischen Widerstand – Aktion und Vortrag beim Deserteursdenkmal
Mittwoch, 10. Juni 2020, ab 17.30, beim Deserteursdenkmal (Ballhausplatz), Link zur Facebook-Veranstaltung

Der Widerstand der Partisaninnen in Kärnten/Koroška war der einzig längerfristige und militärisch bedeutende bewaffnete Widerstand im gesamten Deutschen Reich. Wehrmacht, Polizei und SS wurden hier im Hinterland bekämpft und gebunden, und fehlten so an der Front. Viele der Partisaninnen waren Deserteure, verweigerten den Dienst entweder vor oder nach der Einberufung oder machten sich beim Heimaturlaub davon. Für viele Deserteure waren wiederum die Partisaninnen der einzige Ort, wo sie hinkonnten. Die beiden Gruppen haben auch nach 1945 viel gemeinsam: Partisaninnen wie Wehrmachtsdeserteure galten in der postnazistischen Wiederaufbaugesellschaft als „Verräter*innen“, ihr Beitrag zur Befreiung vom Nationalsozialismus wurden lange nicht anerkannt und gewürdigt.

Vortrag (in deutscher Sprache) & Aktion
Peter Pirker, Historiker in Wien, wird in einem Vortrag vor Ort die Gemeinsamkeiten herausarbeiten und in einen Kontext stellen, im Speziellen auf die Situation der Kärntner Sloweninnen eingehen und auf den 10. Oktober und aktuelle Debatten (Windisch-Kaserne). Der Kundgebungsort wird zudem temporär umgestalten, um den Beitrag der Partisaninnen zumindest für ein paar Stunden im öffentlichen Raum sichtbar zu machen.
Das Ganze ist eine politische Kundgebung, unterliegt keiner maximalen Teilnehmer*innenanzahl, wobei Masken getragen und Abstände eingehalten werden.

Dezarterji Wehrmacht & partizanke*i na Koroškem: Zahvala in priznanje antifašističnem uporu – akcija in predavanje pri spomeniku dezarterjev

Upor Partizankov na Koroškem je bil edini dolgoročni in militarsko relevantni obrambeni upor v celotnem nemškem rajhu. Wehrmacht, policija ter SS so bili bojevani ter vezani v zadelju in so tako manjkali na fronti. Veliko partizankov so bilei dezarterji, ki so pred ali po sklicu zavrnili službo ali se po domačemu dopustu niso več vrnili na fronto. Za veliko dezarterjev pa so partizankei bilei edina možnost, kam lahko gredo. Obe skupini imata po letu 1945 veliko skupnega: Partizankei ter dezarterji Wehrmacht veljajo v postnacistični družbi obnovne zgradbe kot “izdaljatelji*ce”. Prispevek, prav njih, k osvoboditvi nacionalsocializma dolga leta ni bil priznan oziroma cenjen.

Predavanje (v nemškem jeziku) & akcija
Peter Pirker, zgodovinar z Dunaja, bo skupnosti partizankov in dezarterjev kontekstualiziral ter konkretno obdelal situacijo koroških slovenkcev, 10. oktober in aktualne debate.
Sočasno bomo preoblikovalei prostor predavanja in s tem vsaj za kratek čas v javnem prostoru opozorilei na prispevek partizankov. Celotna zadeva je politični shod, ki ni podvržen maksimalnemu številu udeleženkcev, pri čemer bomo nosili maske ter upoštevali potrebno varnostno razdaljo.

Auf der Seite vom KSŠŠD gibt es einen Bericht samt Fotos (Link Facebook), die Fotos unten sind auch von dort.

10. Juni 2020, Aktion und Vortrag beim Deserteursdenkmal. Foto: KSŠŠD
10. Juni 2020, Aktion und Vortrag beim Deserteursdenkmal. Foto: KSŠŠD
10. Juni 2020, Aktion und Vortrag beim Deserteursdenkmal. Foto: KSŠŠD
PartisanInnen auf der Ringstraße vor dem Parlamentsgebäude. Foto: KPÖ/DÖW

Nachruf Richard Wadani

Richard Wadani in Wien verstorben — 

Richard Wadani, Ehrenobmann des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“, ist in der Nacht von 18. auf 19. April 2020 nach einem Schlaganfall verstorben. Im Oktober wäre er 98 Jahre alt geworden.

Über zwei Jahrzehnte prägte Richard Wadani eine wichtige vergangenheitspolitische Debatte über Beteiligung und Verantwortung von Österreicher*innen in den Jahren von Nationalsozialismus und Krieg. An deren Ende stand die vollständige politische und juristische Rehabilitierung derer, die sich dem verbrecherischen Regime als Soldaten verweigerten – und das zentrale Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz am Ballhausplatz.

Richard Wadani wurde 1922 in Prag geboren. Dort wuchs er in einem sozialdemokratisch geprägten Milieu auf; jedoch schon früh zog es ihn zur tschechischen kommunistischen Partei hin. Bereits als Zwölfjähriger marschierte er bei großen Demonstrationen der politischen Linken in der Prager Innenstadt mit. 1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich und dem „Münchner Abkommen“, galten die aus Österreich stammenden Wadanis als Deutsche und wurden aus Prag ausgewiesen. Ohne politische Kontakte in Wien und unter ständiger Angst vor Verhaftung meldete sich Richard Wadani kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs freiwillig zur Luftwaffe – wie er in Interviews immer wieder betonte, insbesondere deshalb, um als Angehöriger des Bodenpersonals Gelegenheiten zu Widerstandsaktionen zu nutzen. Nachdem ein Versuch, in der Sowjetunion überzulaufen, im März 1942 fehlgeschlagen war, glückte ihm die Desertion im Herbst 1944 an der Westfront: Er erlebte seinen „persönlichen 8. Mai 1945“ (Alfred Andersch) ein gutes halbes Jahr vor Ende des Zweiten Weltkrieges. Unmittelbar nach seinem Überlaufen schloss er sich Verbänden der tschechischen Exilarmee an.

Richard Wadani hat für seine politischen Ziele hart und ausdauernd gekämpft – und er war es gewohnt, in der Minderheit zu sein und häufig gegen den Zeitgeist anzukämpfen. 1946, zurück in Wien, wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs und arbeitete mit großer Entschlossenheit für seine Überzeugung; sein Geld verdiente er in Vorfeldorganisationen der KPÖ. Zum Bruch kam es wegen der affirmativen KPÖ-Position zur gewaltsamen Niederschlagung des „Prager Frühlings“ 1968. In den folgenden Jahren arbeitete er als Trainer und Sportfunktionär für die Bundesanstalten für Leibeserziehung (BAFL) und den Pensionistenverband der SPÖ.

Schon vor 1968 kämpfte Richard Wadani an dem ihm wichtigsten politischen Projekt: den Kampf gegen die Positionen des Österreichischen Kameradschaftsbundes – und dessen großen Einfluss vor allem in den ersten Nachkriegsjahrzehnten. Das 1946 von der Bundesregierung herausgegebene Rot-Weiß-Rot-Buch stellte zwar noch die Deserteure und Überläufer als positive Beispiele einer Selbstbefreiung Österreichs von der NS-Herrschaft dar; doch währte diese Darstellung nur kurz, und insbesondere die Veteranen der Wehrmacht denunzierten die Männer, die ihre vermeintliche Pflicht für die nationalsozialistische Kriegsführung nicht hatten erfüllen wollen, als „Verräter“ und „Kameradenschweine“. Diese Deutung der historischen Ereignisse dominierte bis in die 1990er Jahre die öffentlichen Diskussionen – oder besser: sie wurde kaum öffentlich diskutiert. Für Richard Wadani ein unerträglicher Zustand. Selbst in der Kommunistischen Partei konnte Wadani vor 1968 keine Verbündeten gewinnen, dort lag der Akzent auf der Würdigung von KZ-Opfern und den politischen Kämpfern gegen den Faschismus – ungehorsame Soldaten gehörten nicht dazu.

Der Schritt aus der politischen Bedeutungslosigkeit gelang erst durch die Allianz mit einem Team junger Studierender aus Politik- und Geschichtswissenschaft an der Wiener Universität. Bis dahin hatte Richard Wadani meist allein oder, seit den 1990er Jahren, in vorübergehenden Bündnissen mit Politiker*nnen der Grünen für seine Agenda gekämpft. Wie wir auf www.deserteursdenkmal.at ausführlich dokumentieren, war es schließlich das breite Bündnis von Akteur*innen aus Wissenschaft, Kunst und Kultur, Politik, Medien und Zivilgesellschaft, mit dem Wadani – seit 2002 auch mit Hilfe des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ – seine politischen Ziele erfolgreich durchsetzen konnte.

„Mut, Zivilcourage und ein unerschütterlicher Gerechtigkeitssinn zeichneten Richard Wadani aus. Mit seinem Tod verliert unser Land einen großen Österreicher.“ Mit diesen Worten würdigt Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Verstorbenen am Tag nach dessen Tod. Van der Bellen blickt von seinem Amtssitz aus jeden Tag auf das Denkmal im Herzen Wiens, das maßgeblich auf Richard Wadani und seine Initiative zurückgeht. Aus dem Bundeskanzleramt ist der Blick bekanntlich derselbe; von Bundeskanzler Sebastian Kurz war zum Ableben von Richard Wadani leider nichts zu hören.

Nicht nur beim Anblick des Denkmals werden wir an Richard denken: an seinen klaren und scharfen politischen Verstand, an seine unermüdliche Energie, die insbesondere für seine Gegnerinnen und Gegner stets unbequemen war, und an den Menschen, Gefährten und Freund, mit dem wir als Angehörige und Freunde des Personenkomitees viele gute und schöne Erinnerungen verbinden. Wir trauern um Richard, unser Mitgefühl gehört seiner Witwe Linde Wadani und der Familie.

Eine Kurzzusammenfassung der Geschichte Richard Wadanis mit Fotos und Dokumenten finden Sie hier.

Vortrag/Lesung: Wehrmachtsdeserteure in Südtirol (1943–1945)

Aus der Veranstaltungseinladung:

Wehrmachtsdeserteure in Südtirol (1943–1945) – Lesung mit Musik

Johann Nikolussi und Matthias Breit lesen Texte von Deserteuren und ihren Helferinnen aus dem Passeiertal.

Musik: Matthias Legner (Vibraphon).

Anschließend Gespräch mit dem Historiker Dr. Peter Pirker, der in den kommenden drei Jahren an der Universität Innsbruck ein groß angelegtes Forschungsprojekt über Wehrmachtsdeserteure in Tirol leiten wird.

Dienstag, 19. November 2019, 19 Uhr, im Republikanischen Club – Neues Österreich, Rockhgasse 1, 1010 Wien.

Ein Abend in Zusammenarbeit mit dem Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz”.

Vor 80 Jahren, im Herbst 1939, kam es bei der Option in Südtirol zu einer erdrückenden Zahl von Ja-Stimmen für die Auswanderung in den NS-Staat. 1943 wird Südtirol in der Operationszone Alpenvorland faktisch annektiert. Mit den fast 85 Prozent Ja-Stimmen für das nazistische Deutschland 1939 bestand nach der Befreiung 1945 die begründete Gefahr, dass die Südtiroler zur Gänze als Sympathisanten der Nazis wahrgenommen werden. Daher erlangte in den Monaten unmittelbar nach Kriegsende eine verschwindend kleine Gruppe von Südtirolern plötzlich ungeheure politische Bedeutung: die rund 300 Deserteure, die den Dienst im Vernichtungskrieg der Wehrmacht – oft mit Unterstützung ihrer Verwandten – verweigert hatten. Das Zentrum dieser Form des Widerstandes in Südtirol war das Passeiertal. In keinem anderen Tal hat es so viele Deserteure gegeben, in keinem anderen Tal war aber auch die Repression vonseiten der einheimischen NS-Funktionäre so hart wie im Passeiertal …

Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2019

Aus der Einladung für die jährliche Gedenkfeier in Kagran:

Nie wieder Gleichschritt!
18. Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz

Das Personenkomitee »Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz« lädt herzlich zur 18. Gedenkveranstaltung »Nie wieder Gleichschritt!« an der ehemaligen Hinrichtungsstätte auf dem Gelände des Militärschießplatzes Kagran ein. Dort starben zwischen 1938 und 1945 Hunderte wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilte Wehrmachtsoldaten im Kugelhagel von Exekutionskommandos. Wir treffen uns zum Gedenken an alle ungehorsamen Soldaten und ZivilistInnen, die von Wehrmacht und SS ermordet wurden.

Zeit: Sa., 26. Oktober 2019, 11 Uhr

Ort: Gedenkstein im Donaupark

Programm:
– Thomas Geldmacher, Obmann des Personenkomitees
– Friedrich Forsthuber, Präsident des Landesgerichtes für Strafsachen Wien

Mitschnitt der Veranstaltung durch Radio Orange, Wiens freiem Radio (94.0):

Eindrücke von der Gedenkfeier (Fotos von Niki Kunrath):

Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2018

Aus der Einladung zur Gedenkveranstaltung in Kagran:

Nie wieder Gleichschritt!
17. Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz

Das Personenkomitee »Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz« lädt herzlich zur 17. Gedenkveranstaltung »Nie wieder Gleichschritt!« an der ehemaligen Hinrichtungsstätte auf dem Gelände des Militärschießplatzes Kagran ein. Dort starben zwischen 1938 und 1945 Hunderte wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilte Wehrmachtsoldaten im Kugelhagel von Exekutionskommandos. Wir treffen uns zum Gedenken an alle ungehorsamen Soldaten und ZivilistInnen, die von Wehrmacht und SS ermordet wurden.

Zeit: Fr., 26. Oktober 2018, 11 Uhr
Ort: Gedenkstein im Donaupark

Programm:
– Thomas Geldmacher, Obmann des Personenkomitees
– Karl Öllinger, stopptdierechten.at
– Richard Wadani, Ehrenobmann des Personenkomitees & Wehrmachtsdeserteur

Lange Nacht der Museen goes Deserteursdenkmal

Am Samstag, dem 6. Oktober 2018, findet bereits zum 19. Mal die „ORF Lange Nacht der Museen“ in ganz Österreich statt. Das Deserteursdenkmal ist als eines der rund 700 Stationen (Museen, Galerien, usw.) zum ersten Mal auch dabei und bietet kulturinteressierten NachtschwärmerInnen von 18.00 bis 01.00 Uhr Früh ein Programm.

Deserteursdenkmal am Ballhausplatz

Immer noch fragen sich viele Menschen, was das dreistufige liegende X auf dem Ballhausplatz darstellen soll. Die „ORF-Lange Nacht der Museen“ ist ein schöner Anlass, die Bekanntheit des Denkmals für die Verfolgten der NS-Militärjustiz zu erhöhen. Das 2014 von Olaf Nicolai geschaffene Monument bildet den Höhepunkt der gesellschaftlichen und juristischen Rehabilitierung österreichischer Wehrmachtsdeserteure, „Wehrkraftzersetzer“ und Kriegsdienstverweigerer, die vor allem dem Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ und den Grünen zu verdanken ist.

Guides informieren Sie zu jeder Zeit über die Hintergründe des Denkmals. Dazu gibts Informationsmaterial und Bücher.

Mehr Infos unter diesem Link: Lange Nacht der Museen 2018.

Forschungsprojekt Wehrmachtrichtern

Das Personenkomitee hat kürzlich ein Forschungsprojekt zu österreichischen Juristen der Wehrmacht abgeschlossen. Es wurde finanziell gefördert von der Stadt Wien. Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeit lag zunächst in der Erhebung von Namen möglichst vieler Akteure – das Feld war bisher für Österreich noch gänzlich unbearbeitet.

Recherchen in österreichischen und deutschen Archiven bieten nun erstmals nähere Informationen zu Herkunft, Sozialstruktur, politische Rahmendaten und juristische Spruchpraxis. Der Projektbericht fasst die Ergebnisse zusammen und kann hier heruntergeladen werden:

Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2017

Bei bestem Wetter fand auch heuer wieder eine Gedenkfeier im Donaupark im Andenken an die dort hingerichteten Personen statt. Neben der Einladung geben wir im Folgenden Fotos und Mitschnitte von der Feier wieder.

16. Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz

Das Personenkomitee »Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz« lädt herzlich zur 16. Gedenkveranstaltung »Nie wieder Gleichschritt!« an der ehemaligen Hinrichtungsstätte auf dem Gelände des Militärschießplatzes Kagran ein. Dort starben zwischen 1938 und 1945 Hunderte wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilte Wehrmachtsoldaten im Kugelhagel von Exekutionskommandos. Wir treffen uns zum Gedenken an alle ungehorsamen Soldaten und ZivilistInnen, die von Wehrmacht und SS ermordet wurden.

Zeit: Do., 26. Oktober 2017, 11 Uhr

Ort: Gedenktafel im Donaupark

Hinweis: Es wird seitens der VeranstalterInnen heuer keinen Kranz geben. Wir bitten alle Schnittblumen der eigenen Wahl mitzunehmen um diese am Ende der Veranstaltung als Form des Gedenkens beim Denkmal abzulegen.

Es sprechen

  • Thomas Geldmacher / Obmann des Personenkomitees
  • Andrea Stangl / Vorsitzende Kulturkommission Leopoldstadt
  • Albert Dlabaja trug das Lied “Der Deserteur” (v. Rudi Burda) vor [Nachtrag 27.10.]
  • Richard Wadani / Ehrenobmann Personenkomitee [Nachtrag 27.10.]

Anfahrt: U1 bis Alte Donau, Ausgang Arbeiterstrandbadstraße, rechts halten, etwa 400 Meter Richtung Nordwesten, dann in den Donaupark einbiegen. Der Gedenkstein befindet sich auf dem parallel zur Arbeiterstrandbadstraße verlaufenden Parkweg.

Link zur Einladung als PDF: Einladung 2017.

Auch ein Video von der Gedenkfeier gibt es:

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Case Study: the Wehrmacht Detention Center (WUG X) – The Ulsamer Family

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Fallbeispiel zum WUG X: Familie Ulsamer

Bild von Edgar Ulsamer, darunter seine Verfolgungsgründe: „Desertion, amerikanischer Fallschirmagent“ Bildquellen: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands / www.doew.at

Bild von Edgar Ulsamer, darunter seine Verfolgungsgründe: „Desertion, amerikanischer Fallschirmagent“
Bildquelle: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands / www.doew.at

Edgar Ulsamer was born in Vienna on 23rd August, 1924, to Karl and Herta Ulsamer. He was 13 years old when Austria was annexed by Germany. He attended elementary and secondary school in Vienna, and was active in the Hitler Youth. He graduated from high school during Eastertime 1942. Shortly thereafter he registered at the University of Vienna to study journalism, but was conscripted into military service, first to the Reich Labor Service (Reichsarbeitsdienst or RAD), and then to the Wehrmacht in the fall of 1942, following his 18th birthday. He trained in an investigative unit, and was transferred to the Italian front at the end of 1943. By this time the US Army had largely liberated Italy, and on 7th January, 1944, Edgar and his unit were taken prisoner.

Bild der Mutter von Edgar, Herta Ulsamer.“ Bildquellen: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands / www.doew.at

Bild der Mutter von Edgar, Herta Ulsamer.“
Bildquelle: wie oben

While being held as prisoner-of-war, Edgar Ulsamer volunteered to support the Allies in their fight against Germany. He was taught to parachute, and was familiarized with radio equipment, explosives and American weapons. Other Austrians were trained along with him. In the fall of 1944 he parachuted over Lake Neusiedl with two Austrians and Captain Taylor, an American. The three Austrians had relatives and friends in this area who could be expected to provide them with help and support. Their mission was to collect data for tactical aerial attacks, and, if possible, to establish contact with partisan fighters. Edgar was in touch with his mother, who often visited him in his various hideouts in the Lake Neusiedl area, bringing him food. Edgar‘s father, Karl Ulsamer, also visited his son, but with the goal of convincing him to surrender to the authorities. On the second visit he abandoned these plans, and subsequently supported his son. While acquaintances from Wiener Neustadt initially declared their willingness to conceal the parachutists, they later reported them to the police.

Bild von Karl Ulsamer, darunter sein Urteil: „Zum Tode verurteilt“. Bildquellen: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands / www.doew.at

Bild von Karl Ulsamer, darunter sein Urteil: „Zum Tode verurteilt“.
Bildquelle: wie oben

They were all arrested by the Secret State Police (the ‚Gestapo‘) on 30th November 1944. Only later was it determined, since Edgar was a soldier and Karl an office, that they had to be turned over to the military justice system. Herta Ulsamer was the only one to remain in the district court‘s prison. Edgar was held in the police prison located on Rossauerlände until 1st March 1945, and was then transferred to the Wehrmacht Detention Center. The other three detainees were held in other prisons. On 11th March, 1945, Edgar Ulsamer, his two colleagues and his father were all sentenced to death by the 4th Senate of the Reichs Court-Martials (Vienna, Schwindgasse 8) for the crimes of “military treason, espionage and desertion”. Their execution was scheduled for 4th April, 1945. On 6th April 1945, the Red Army began its liberation of Vienna from the south, forcing the evacuation of the prison two days before the Red Army’s arrival. During the evacuation process, Karl and Edgar successfully escaped. Herta Ulsamer was released from prison on 6th April 1945.

(Many thanks to Peter Rand for the translation.)

Military Courts Schwindgasse

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Schwindgasse 8 – Luftwaffe Court and Reichs Court-Martial (Reichkriegsgericht)

Beginning in 1938, a large Luftwaffe Court was located in the building on Schwindgasse 8, which was later joined by a branch of the Reichs Court-Martial. As courts within the National Socialist system of military justice, these courts were part of an unjust criminal regime that persecuted deserters, self-mutilators, saboteurs, conscientious objectors and others.

Letterhead on a letter from the Luftgau court to a prison in Vienna, 1942 (source: DÖW).

Letterhead on a letter from the Luftgau court to a prison in Vienna, 1942 (source: DÖW).

Establishment of the Luftgau Court
A ‘Luftgau’ or ‘aerial region’ was an administrative and supply organization of the Luftwaffe limited to a fixed geographical area. The Luftwaffe Court moved into the building on Schwindgasse 8 immediately following the Anschluss in 1938. The close physical proximity to other important Luftwaffe offices was advantageous (Air Fleet 4 or ‘Luftflottenkommando 4’) was located on Schwarzenbergplatz, while the Luftgaukommando XVII was located on Schillerplatz. Starting in 1938, the court began operating under the name „Feldgericht des Luftgaus XVII“, and was also known later as the „Feldgericht des kommandierenden Generals und Befehlshabers im Luftgau XVII“. (Court of the General and Military Commander of ‘Luftgau XVII’).

Jurisdiction and Size
The Luftgau XVII encompassed a large geographical region and was largely comprised of today’s Austria and Czech Republic. All Luftwaffe members – officers, soldiers as well as numerous civilians, were subject to the jurisdiction of the Luftgau Court, unless a more specialized court was competent for a particular case. The court also maintained branches, for example, in Linz and Brno. Up to eight judges worked at the same time at the court, which was led by a presiding judge. Judgments issued by the court had to be signed by the top officials of the court – the respective Luftwaffe commanders, who were generally located nearby in the above-mentioned garrison headquarters.

Excerpt from a notice of legal proceedings against members of a Styrian resistance group (OFF) regarding a court trial on Schwindgasse 8 (source: DÖW 21062/85C)

Excerpt from a notice of legal proceedings against members of a Styrian resistance group (OFF) regarding a court trial on Schwindgasse 8 (source: DÖW 21062/85C)

Reichs Court-Martial (Reichskriegsgericht)
The Reichs Court-Martial (RKG) was established in Berlin in 1936, and expanded its jurisdiction to include Austria following the Anschluss in 1938. Prior to the outbreak of war in 1939, it was primarily responsible for appeal proceedings, as well as proceedings related to treason and high treason. Some of its decisions served as directives, and were thus binding on other military courts. In mid-August, 1943, the court moved from Berlin to Torgau. The 4th Senate of the RKG was established in 1941, and beginning in the fall of 1944, it convened occasionally in the Schwindgasse in Vienna. The Reichs Court-Martial investigated over 10,000 cases, with charges being brought in about half of the cases.

Competence of the Reichs Court-Martial
The RKG was responsible for specific offenses, irrespective of whether they were committed by soldiers or civilians. It was primarily competent for offenses including treason, high treason, military treason, attacks on the Führer and Chancellor of the Reich, and in certain cases for undermining military morale. A particularly large number of cases involving religious and political conscientious objectors landed before the RKG.

Legal Practice of the Reichs Court-Martial
Of the 1,189 death sentences that were pronounced by the court, 1,049 were carried out, most related to espionage (340), high treason (313) and the subversion of the war effort (313); the judgments involved civilians more than military personnel (689 vs. 500). The majority of the military personnel served with the army (422).

The Bulgarian Embassy today. (Mathias Lichtenwagner)

The Bulgarian Embassy today. (Mathias Lichtenwagner)

Termination of Both Courts
At the end of March, 1945, the Luftwaffe Court was transferred to Upper Austria, where it moved into quarters located in Linz and Stadl-Paura near Lambach. The Reichs Court-Martial was probably transferred out of the Schwindgasse location at the same time. In 1945, a judicial inquiry pursuant to the War Crimes Law was launched against the judges and employees of the Luftwaffe Court located on Schwindgasse. By mid-1947, however, all the defendants were released and all proceedings were terminated. While the judges stated on record that they had passed dozens of death sentences against deserters and persons found guilty of subverting the war effort, there were never any consequences for their actions. Bulgaria’s diplomatic mission has occupied the building since 1957.

Case Study:
On 11th March, 1945, Karl and Edgar Ulsamer were sentenced to death by the Reichs Court-Martial located on Schwindgasse, but succeeded in escaping detention during the evacuation of the Wehrmacht Detention Center (Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis or ‘WUG X’).

(Many thanks to Peter Rand for the translation.)