Nachkrieg

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NACHKRIEG

Die über Jahrzehnte hinweg ausgebliebenen Auseinandersetzungen um die Nachgeschichte der wehrmachtgerichtlichen Spruchtätigkeit in Österreich sind vor dem Hintergrund eines komplexen Arrangements der Bewertung des Nationalsozialismus in der Zweiten Republik zu betrachten. Seit Kriegsende interpretierten die maßgeblichen politischen Eliten die Ereignisse zwischen 1938 und 1945 entlang der sogenannten Opferthese. Demnach sei Österreich als Objekt einer aggressiven und auf Expansion abzielenden Politik des Deutschen Reiches zu sehen: Staat und Bevölkerung seien ohnmächtig und widerwillig »angeschlossen«, die der Wehrmacht einverleibten österreichischen Soldaten in einen brutalen Krieg gezwungen worden; sowohl gegen Nationalsozialismus als auch gegen den Krieg habe es seitens der Bevölkerung breiten Widerstand gegeben, so die Diktion.

Diese den historischen Fakten nicht entsprechende Erinnerungssäule von »Opfer und Widerstand« wurde seit Beginn des Kalten Krieges ergänzt durch eine zweite geschichtspolitische Erzählung: den »Pflichterfüllungsdiskurs«. Demnach hätten insbesondere die rund 1,3 Millionen Österreicher in der Wehrmacht ihre vaterländische Pflicht erfüllt und (heldenhaft) einen Krieg zur Verteidigung der (österreichischen) Heimat und gegen den Bolschewismus in Europa geführt.

Die Durchsetzung dieser beiden sich widersprechenden Erinnerungsnarrative erforderte spezifische Formen des Vergessens, die bald nach Gründung der Zweiten Republik vor allem zu Lasten der eigentlichen Opfer des Nationalsozialismus gingen: die aus rassis(ti)schen, politischen, religiösen und anderen Gründen Verfolgten, darunter auch jene Deserteure und „Wehrkraftzersetzer“, die entlang der Opferthese eigentlich das Richtige getan hatten: nämlich, sich durch ihren Ungehorsam gegen eine gewaltsame Herrschaft zur Wehr zu setzen.

Auf den Unterseiten dieses Themenschwerpunktes wird das Tehma anhand von zwei Kapiteln behandelt:

sowie

 

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Aktuelle Artikel

Gedenktafel-Enthüllung Hohenstaufengasse, 12. Jänner 2024

Am 12.1.2024 wurde am Gebäude des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) von Vizekanzler und Bundesminister Werner Kogler in Anwesenheit der Bundesminister:innen Alma Zadić und Johannes Rauch, der zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures, sowie Bezirksvorsteher Markus Figl, eine Gedenktafel enthüllt, die auf die NS-Geschichte des Gebäudes verweist.

Im Rahmen der feierlichen Enthüllung spielte das Ensemble der Gardemusik Wien das Moorsoldatenlied.

Das BMKÖS schickte im Vorfeld eine OTS aus. Der ORF berichtete.

Die Veranstaltung wurde vom Bundesministerium in Kooperation mit dem Personenkomitee »Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz« durchgeführt.

Gedenktafel “Ehemaliger Gerichtsstandort der nationalsozialistischen Militärjustiz”, Hohenstaufengasse 3, 1010 Wien
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  1. Symposium im Regierungsgebäude Stubenring am 23.1.2023 Kommentare deaktiviert für Symposium im Regierungsgebäude Stubenring am 23.1.2023
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  5. Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2020 Kommentare deaktiviert für Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2020
  6. Aktion/Vortrag: Wehrmachtsdeserteure & Partisan*innen in Kärnten/Koroška: Dank und Anerkennung dem antifaschistischen Widerstand Kommentare deaktiviert für Aktion/Vortrag: Wehrmachtsdeserteure & Partisan*innen in Kärnten/Koroška: Dank und Anerkennung dem antifaschistischen Widerstand
  7. Nachruf Richard Wadani Kommentare deaktiviert für Nachruf Richard Wadani
  8. Vortrag/Lesung: Wehrmachtsdeserteure in Südtirol (1943–1945) Kommentare deaktiviert für Vortrag/Lesung: Wehrmachtsdeserteure in Südtirol (1943–1945)
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  10. Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2018 Kommentare deaktiviert für Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2018
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  12. Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2017 Kommentare deaktiviert für Gedenkveranstaltung für die Opfer der NS-Militärjustiz in Kagran 2017
  13. Gedenkfeier beim Deserteursdenkmal Kommentare deaktiviert für Gedenkfeier beim Deserteursdenkmal
  14. 6. Mai 2017: Gedenk- und Befreiungsfeier: Richard Wadani spricht in Greifenburg Kommentare deaktiviert für 6. Mai 2017: Gedenk- und Befreiungsfeier: Richard Wadani spricht in Greifenburg
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  17. Filmpräsentation Filmclub Bozen 19.10.2016 Kommentare deaktiviert für Filmpräsentation Filmclub Bozen 19.10.2016
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