PROJEKT »X« …
Stärke, Kraft und Intellekt des Werkes haben die Jury vollends überzeugt – mit Projekt »X« hat der deutsche Künstler Olaf Nicolai für den Ballhausplatz eine blaue Betonskulptur in Form eines liegenden X entworfen. Auf der obersten der drei Stufen steht in verzinkten Stahlbuchstaben die Inschrift »all alone« – ein Zitat des schottischen Lyrikers Ian Hamilton Finlay, das von oben zu lesen ist. Der Bezug zu den Verfolgten der NS-Militärjustiz und damit zum Umgang mit der Vergangenheit als auch zur Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure und Verfolgten der NS-Militärjustiz soll Anstoß für ein gegenwärtiges zivilgesellschaftliches Engagement geben. Genau dafür steht Olaf Nicolais prägnanter Entwurf. Seine Skulptur setzt an einem zentralen Ort der Republik ein überzeugendes kritisches künstlerisches Zeichen der Zivilcourage, das zugleich universal lesbar ist. Ein Symbol dafür, dass die Vergangenheit Herausforderung für die Gegenwart ist.
… VON OLAF NICOLAI.
1962 in Halle/Saale geboren, lebt und arbeitet Olaf Nicolai in Berlin. Von einem konzeptuellen Ansatz ausgehend, arbeitet er mit unterschiedlichsten Medien und nutzt Objekte und deren materielle Formen, um Reflexionsprozesse anzuregen. Seit 1997 enstehen unterschiedlichste interdisziplinäre Arbeiten, die häufig historische oder soziale Gegebenheiten des Ausstellungsorts mit einbeziehen. Nicolai ist seit den 90er Jahren mit zahlreichen Gruppen- oder Einzelausstellungen an fast allen wichtigen Orten des zeitgenössischen Kunstgeschehens präsent, so auf der Documenta X (1997), auf den Biennalen von Venedig 2001 und 2005. Er erhält mehrere Stipendien, darunter das der Villa Massimo in Rom (1998) und mehrere Preise, wie 2002 den Kunstpreis der Stadt Wolfsburg.
Mehr Informationen zu Olaf Nicolai
Interview von Juliane Alton mit Olaf Nicolau zum Denkmal am Ballhausplatz (»Bevor es verwahrlost, muss man es wegräumen«), abgedruckt in: Alton, Juliane; Geldmacher, Thomas; Koch, Magnus; Metzler, Hannes (Hg.): »Verliehen für die Flucht von den Fahnen«. Das Wiener Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz, Wien 2016.