Aus der Veranstaltungseinladung:
Wehrmachtsdeserteure in Südtirol (1943–1945) – Lesung mit Musik
Johann Nikolussi und Matthias Breit lesen Texte von Deserteuren und ihren Helferinnen aus dem Passeiertal.
Musik: Matthias Legner (Vibraphon).
Anschließend Gespräch mit dem Historiker Dr. Peter Pirker, der in den kommenden drei Jahren an der Universität Innsbruck ein groß angelegtes Forschungsprojekt über Wehrmachtsdeserteure in Tirol leiten wird.Dienstag, 19. November 2019, 19 Uhr, im Republikanischen Club – Neues Österreich, Rockhgasse 1, 1010 Wien.
Ein Abend in Zusammenarbeit mit dem Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz”.
Vor 80 Jahren, im Herbst 1939, kam es bei der Option in Südtirol zu einer erdrückenden Zahl von Ja-Stimmen für die Auswanderung in den NS-Staat. 1943 wird Südtirol in der Operationszone Alpenvorland faktisch annektiert. Mit den fast 85 Prozent Ja-Stimmen für das nazistische Deutschland 1939 bestand nach der Befreiung 1945 die begründete Gefahr, dass die Südtiroler zur Gänze als Sympathisanten der Nazis wahrgenommen werden. Daher erlangte in den Monaten unmittelbar nach Kriegsende eine verschwindend kleine Gruppe von Südtirolern plötzlich ungeheure politische Bedeutung: die rund 300 Deserteure, die den Dienst im Vernichtungskrieg der Wehrmacht – oft mit Unterstützung ihrer Verwandten – verweigert hatten. Das Zentrum dieser Form des Widerstandes in Südtirol war das Passeiertal. In keinem anderen Tal hat es so viele Deserteure gegeben, in keinem anderen Tal war aber auch die Repression vonseiten der einheimischen NS-Funktionäre so hart wie im Passeiertal …