»Es wird jedes Jahr Fasching proklamiert, auf dass niemand auf die Idee käme, es wäre immerfort Fasching.«
Gerhard Fritsch
»Ein Deserteur ist kein Opfer, sondern ein Täter.«
Heinz-Christian Strache, Bundesparteiobmann der FPÖ, 2005
»vater komm erzähl vom krieg/vater komm erzähl wiest eingrückt bist/vater komm erzähl wiest gschossen hast/vater komm erzähl wiest verwundt wordn bist/ vater komm erzähl wiest gfallen bist/vater komm erzähl vom krieg.«
Ernst Jandl
»alles, was ich will, ist, mich von diesem krieg nicht einspannen und als blinder untertan verheizen lassen, mag ich umkommen, aber ich will nicht als angepasster jasager mich vereinnahmen lassen. […] ich will nur eins, nicht mitgemacht haben. ich nicht, dass ich mir sagen muß, ich hätte den speichel der nazis geleckt. […] besudelt möchte ich nicht überleben.«
Otl Aicher, Bildhauer, Designer, Wehrmachtsdeserteur, 1985
»An der Front kann man sterben, als Deserteur muß man sterben!«
Adolf Hitler, 1925
»Es macht einen Unterschied, ob ich desertiere, weil ich einfach feige bin, oder ob ich desertiere, weil ich gegen das Nazi-Regime war.«
Karin Miklautsch, Bundesministerin für Justiz, 2005
»Wer den Deserteur verraten hat, hat damit auch Österreich verraten.«
Theodor Mayer-Maly, Leiter der Staatsanwaltschaft Wien, 1946
»Verweigert Krieg, Gewehr / Verweigert Waffentragen! / Ihr müsst schon etwas wagen / Verweigert ’s Militär!«
Boris Vian, Schriftsteller, Musiker, Schauspieler, 1954
»Auch ich war ein Deserteur!«
Otto Keimel, Präsident des Österreichischen Kameradschaftsbundes, 2002
»Desertion ist der Widerstand des kleinen Mannes. Ich schuldete die Desertion meinem Gewissen.«
Reimar Gilsenbach, Schriftsteller, Wehrmachtsdeserteur, 1998
»Wo immer sich die Möglichkeit bot, traten Österreicher einzeln und in Gruppen in die Reihen der Alliierten, um an ihrer Seite an der Befreiung des Vaterlandes mitzuwirken.«
Rot-Weiß-Rot-Buch, 1946
»Menschen, die ihre Landsleute aus feiger Angst um ihre eigene Haut an ausländische Mächte verrieten und sich in sicherer Emigration aufhielten, stehen außerhalb des Volkes und seiner Blutopfer.«
Ich hatt’ einen Kameraden (Vorgänger der Zeitschrift Die Kameradschaft), 1954
»Wir sollen uns niemals schämen, […] Wir haben jeder unseren Mann gestellt. Das kann uns niemand nehmen. Es hat keine Alternative gegeben, Kameraden. […] Wir, die wir unsere Pflicht getan haben, sind und bleiben Kameraden, die wissen, wofür und warum es gilt, wachsam zu sein, auf Posten zu stehen, jeder wo er steht.«
Ein ehemaliger Ritterkreuzträger nun honoriger republikanischer Stadtbürger in Gerhard Fritschs Roman »Fasching«
»Solange der Fasching währt, verehren wir die Lüge.«
Friedrich Schiller
»Die Uniform des Tages ist die Geduld,
die Auszeichnung der armselige Stern
der Hoffnung über dem Herzen. […]
Er wird verliehen
für die Flucht vor den Fahnen,
für die Tapferkeit vor dem Freund,
für den Verrat unwürdiger Geheimnisse
und die Nichtbeachtung
jeglichen Befehls.«
Ingeborg Bachmann
»Die Sprache der Freiheit in unserer heutigen Zeit ist der Humor, denn er setzt eine Überlegenheit auch da voraus, wo der Mensch, der sie spricht unterlegen ist.«
Friedrich Dürrenmatt
»Hier lebte ein Mann, der sich geweigert hat,
auf seine Mitmenschen zu schießen,
Ehre seinem Andenken!«
Kurt Tucholsky
»war völlig verwirrt und vermochte noch nicht recht zu fassen, wie er zum Helden geworden war. An einem schönen Frühlingstage kam er auf die Idee, einen Spaziergang zu machen, und so wanderte er immer der Nase nach, in der Meinung, es sei ein Vorrecht der Gattung Mensch wie der Gattung Tier, sich seiner Beine nach Belieben bedienen zu dürfen. Er hatte noch keine zwei Meilen zurückgelegt, als er von vier anderen, sechs Fuß großen Helden eingeholt, gefesselt und ins Gefängnis abgeführt wurde. Vor Gericht wurde er gefragt, was er vorzöge: sechsunddreißigmal vor dem ganzen Regiment Spießruten zu laufen oder ein Dutzend Bleikugeln auf einmal in den Schädel gejagt zu bekommen. Da hatte er nun gut reden von der Freiheit des Willens und daß er weder das eine noch das andere wolle – er mußte wählen: Und so entschloß er sich kraft der Gottesgabe, die man ‘Freiheit’ nennt, lieber sechsunddreißigmal Spießruten zu laufen. Zwei von diesen Läufen hielt er aus.«
Voltaire »Candide«
»Das Widerstreben gegen den Krieg wird nicht in heroischen Akten dokumentiert, sondern in listigen Geschichten dargestellt, wie man der Autorität militärischer Institutionen ein Schnippchen schlägt. Solche Geschichte gibt es überall, und wenn man sie erst einmal zusammenzählte, bekäme man ein erstaunlich reichhaltiges Archiv der widerborstigen Vernunft.«
Michael Geyer
»Welcher ältere Bundesbürger sieht sich schon gern mit seinem schlechten Gewissen konfrontiert? Die Masse der Täter will die Verbrechen unseres Volkes vergessen, ihre Opfer können nicht vergessen. […] Das deutsche Volk, welches das Kriegsende nicht als Befreiung vom Nazismus, sondern als bedauerliche militärische Niederlage erlebte und noch heute so empfindet, wird die Wehrmachtsdeserteure auch weiterhin für die Niederlage mitverantwortlich machen. Wäre dies tatsächlich der Fall gewesen, ich wäre stolz darauf, einen solchen Beitrag geleistet zu haben […]«
Stefan Harder, Deserteur
»In jenem winzigen Bruchteil einer Sekunde, welcher der Sekunde der Entscheidung vorausgeht, verwirklicht sich die Möglichkeit der absoluten Freiheit, die der Mensch besitzt. […] Frei sind wir nur in Augenblicken. In Augenblicken die kostbar sind.«
Alfred Andersch
»Desertion aber wird zwingend, verlangt eine Führung Gehorsam, ohne Mitbestimmung zu gewähren.«
Gerhard Zwerenz
»Sechseinhalb Jahre lang (als Hitlers Soldat) auf der falschen Seite gestanden zu haben, ist, wenn man den Verzweiflungsmut hat, es sich einzugestehen, eine Erkenntnis, mit der zu leben, gar zu schreiben, nicht ganz einfach ist.«
Wolfdietrich Schnurre
»Ich fasse das Leid nicht, dass der Mensch dem Menschen zufügt. Sind die Menschen von Natur so grausam, sind sie nicht fähig, sich hineinzufühlen in die Vielfalt der Qualen, die stündlich, täglich Menschen erdulden? Ich glaube nicht an die ‘böse’ Natur des Menschen, ich glaube, dass er das Schrecklichte tut aus Mangel an Phantasie, aus Trägheit des Herzens […] Würden Täter und Tatlose sinnlich begreifen, was sie tun und was sie unterlassen, der Mensch wäre nicht des Menschen ärgster Feind.«
Ernst Toller
»Endlich habe ich den lang ersehnten Schnitt ziehen dürfen, der mich deutlich und ohne Widerruf von ihrer verhassten Sache trennt; endlich liegt der Abgrund zwischen mir und ihnen offen zu Tage.«
Justus Franz Wittkop
»Ich baue nur noch auf die Deserteure.«
André Gide
»Überall in der Welt, wo deutsche Soldaten begraben liegen, sind auch die gehenkten, die erschossenen Deserteure begraben: Bauern begruben die Geschändeten, die man schnell noch ermordete, ehe man sich absetzen mußte. Während Hitlers Reich schon Tod war, lief sein Tötungsmechanismus, der mit deutscher Gründlichkeit ausgebaut war, noch weiter. Blutige Kommandos hielten Brückenköpfe und Straßenkreuzungen besetzt und töteten, töten Deserteure, vollzogen den blutrünstigen, feigen Mechanismus, während die Kanalratte […] in Berlin der Falle hockte und nägelkauend darauf sann, noch möglichst viele mitzuziehen in den Abgrund, der ihn rief. Wo sind die Eltern, sind die Freunde, die Brüder und Schwestern dieser erschossenen Deserteure, deren Leichen man auf die Schwelle des Friedens häufte? Die Ermordeten selbst können nicht mehr sprechen, sie fielen dem Tötungsrausch zum Opfer, den das Gesetz befahl, den auszuführen Henker genug bereitstanden. Die Henker leben noch, sie überleben immer – wo aber sind die Deserteure, die ihr Leben retten konnten?«
Heinrich Böll