Postwar

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POSTWAR

The struggles over the aftermath of Wehrmacht jurisprudence in Austria (after decades of neglect) need to be considered against the background of a complex arrangement in the Second Republic concerning the assessment of National Socialism. On the one hand, the relevant political elites after 1945 considered Austria the victim of an aggressive and expansionist German Reich. According to this so-called victimhood thesis, a powerless Austrian state and population were annexed against their will, and soldiers incorporated into the Wehrmacht were forced to fight a brutal war; this led to widespread popular resistance. This strand of remembrance, which does not correspond to the historical facts, was complemented by a second narrative by the mid-1950s: the »discourse on duty«. According to this interpretation, the roughly 1.3 million Austrians in the Wehrmacht had fulfilled their patriotic duty and (valiantly) fought a war to defend their (Austrian) homeland, while contributing to the struggle against Bolshevism in Europe.

For these narratives of memory to become dominant, specific forms of forgetting were needed. Soon after the establishment of the Second Republic, this came at the cost of the actual victims of National Socialism: those persecuted for racist, political, religious and other reasons, including deserters and those »undermining the military forces« who had done the right thing according to the victimhood thesis – using their disobedience to resist tyranny. The goal of this strenuous historical-political effort was to pacify differences in the assessment of National Socialism and Austrofascism (1934 – 1938) especially between SPÖ and ÖVP, two political parties that often wound up forming coalition governments together.

 

Nachkrieg

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NACHKRIEG

Die über Jahrzehnte hinweg ausgebliebenen Auseinandersetzungen um die Nachgeschichte der wehrmachtgerichtlichen Spruchtätigkeit in Österreich sind vor dem Hintergrund eines komplexen Arrangements der Bewertung des Nationalsozialismus in der Zweiten Republik zu betrachten. Seit Kriegsende interpretierten die maßgeblichen politischen Eliten die Ereignisse zwischen 1938 und 1945 entlang der sogenannten Opferthese. Demnach sei Österreich als Objekt einer aggressiven und auf Expansion abzielenden Politik des Deutschen Reiches zu sehen: Staat und Bevölkerung seien ohnmächtig und widerwillig »angeschlossen«, die der Wehrmacht einverleibten österreichischen Soldaten in einen brutalen Krieg gezwungen worden; sowohl gegen Nationalsozialismus als auch gegen den Krieg habe es seitens der Bevölkerung breiten Widerstand gegeben, so die Diktion.

Diese den historischen Fakten nicht entsprechende Erinnerungssäule von »Opfer und Widerstand« wurde seit Beginn des Kalten Krieges ergänzt durch eine zweite geschichtspolitische Erzählung: den »Pflichterfüllungsdiskurs«. Demnach hätten insbesondere die rund 1,3 Millionen Österreicher in der Wehrmacht ihre vaterländische Pflicht erfüllt und (heldenhaft) einen Krieg zur Verteidigung der (österreichischen) Heimat und gegen den Bolschewismus in Europa geführt.

Die Durchsetzung dieser beiden sich widersprechenden Erinnerungsnarrative erforderte spezifische Formen des Vergessens, die bald nach Gründung der Zweiten Republik vor allem zu Lasten der eigentlichen Opfer des Nationalsozialismus gingen: die aus rassis(ti)schen, politischen, religiösen und anderen Gründen Verfolgten, darunter auch jene Deserteure und „Wehrkraftzersetzer“, die entlang der Opferthese eigentlich das Richtige getan hatten: nämlich, sich durch ihren Ungehorsam gegen eine gewaltsame Herrschaft zur Wehr zu setzen.

Auf den Unterseiten dieses Themenschwerpunktes wird das Tehma anhand von zwei Kapiteln behandelt:

sowie